Qianmen & Südliche Innenstadt (28.9.2006) - Chinamingtian

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Qianmen & Südliche Innenstadt (28.9.2006)

2006 - Teil 1

3. Tag, Donnerstag 28.09.2006, Qianmen und südliche Innenstadt

Wetter: Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, ca. 26°C

Bereits um 6:15 klingelte der Wecker. Was zehn Stunden Schlaf doch ausmachen können. Aufstehen, zurechtmachen und frühstücken stand jetzt an. Also schnell ab unter die Dusche. Ich duschte ausgiebig und setzte dabei erst einmal das ganze Bad unter Wasser. Der Abfluss der Dusche war vollkommen verstopft, was ich ohne Brille natürlich nicht gesehen habe. Damit wir auf dem gefliesten Boden nicht ausrutschen, durfte Hartmut erst einmal die Aufgabe vom Housekeeping übernehmen und das Wasser vom Boden aufwischen.

Nudelsuppe mit Gemüse und Fleischklößchen wurde für uns der Renner, wir aßen diese fast jeden Morgen als erstes, danach noch ein paar lecker gefüllte Dim Sum, dazu Gemüse, Nudeln und Würstchen. Zum Abschluss Kuchen oder Obst. Auch auf frischgepressten Orangensaft und Kaffee oder Tee musste hier nicht verzichtet werden.

Auf dem Weg zum Frühstück sagten wir nur kurz an der Rezeption Bescheid, dass mit dem Abfluss der Dusche etwas nicht in Ordnung sei, dann hieß es aber für uns schnell zum Frühstück, wir hatten Hunger. Das Frühstück im Crowne Plaza ist ausgezeichnet, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Aufgrund des internationalen Publikums bietet das Hotel bereits zum Frühstück verschiedenste Gerichte: japanisches, koreanisches, amerikanisches, europäisches und natürlich chinesisches Frühstück, alles war und ist dort zu bekommen.

So gestärkt kann man den Tag angehen. Nach einigen Tagen ging die Saftpresse kaputt, somit war zu befürchten, dass es keinen frischen Saft mehr gab. Doch weit gefehlt, auch danach gab es jeden Morgen frisch gepressten Orangensaft, allerdings wurde er nicht mehr mit der Saftpresse hergestellt, sondern von den Angestellten mehr oder weniger per Hand.

Als wir vom Frühstück zurückkamen stand bereits der Handwerker vor der Tür um den Abfluss der Dusche zu reparieren, dadurch kamen wir erst um 10:00 aus dem Hotel.

Gemütlich sind wir bis zum Tian'anmen Platz gelaufen um dort die Nationalfeiertagsdekoration zu fotografieren. Noch in Deutschland hatten wir im Internet bei chinadaily (http://www.chinadaily.com.cn) (Online Tageszeitung in Englisch) die Berichterstattung über die diesjährige Dekoration verfolgt. Es gab mehrere Themen: die 5 Olympia Maskottchen, die Tibet Bahn mit dem Potala Palast und der 5-Schluchten-Staudamm, grandios.

 
 

Mit dem Fotoapparat im Anschlag sind wir anschließend noch ein wenig über den restlichen Platz gewandert, bis wir im Süden am Qianmen angekommen waren. Hier begann dann endlich um 12:00 unsere vorher ausgearbeitete Besichtigung.

Begonnen haben wir an der Metrostation Qianmen, die sich direkt am Qianmen (Vorderes Tor) befindet. Dieses Tor ist eines der neun alten Stadttore von Beijing, als Doppeltor gebaut steht im Norden der größere Torturm (Zhengyangmen) und ungefähr 50-100 m südlich davon der kleinere Geschützturm (Jianlou). Früher befand sich nördlich vom Tor die kaiserliche Tatarenstadt, während im Süden die Chinesenstadt war.

Obwohl es ursprünglich von uns geplant war, haben wir dann doch auf die Besteigung des Zhengyangmen verzichtet. Man hätte hier zwingend alle größeren Taschen abgegeben müssen und sich danach noch einem Sicherheitscheck, wie am Flughafen, unterziehen müssen, dazu hatten wir keine Lust.

..........Start am Qianmen, von dort südlich die Qianmen Dajie herunter, rechts in den Langfang Er (2) Tiao. Dieser Hutong ist berühmt
..........für seine Jade- und Antiquitätenläden, 2-3 stöckige Häuser mit hölzernen Balkonen. Der kleine Hutong nach Süden (Langfang
..........San Tiao) war einst das Herz des Bankenviertels.

..........Weiter bis zur Meishi Jie, die nach links, bis Ganjing Hutong (10. Gasse), dort links war das alte Hurenviertel, heute findet
..........man viele "Hair Salons" (vorher noch Zhangshan Hutong).

Soweit die Planung mit Hilfe der Information, die im Internet zu finden war. Die Realität sah etwas anders aus, es gibt das alles mehr oder weniger nicht mehr. Der gesamte Bereich wurde zu einem großen Teil Abrissgebiet und nur ein kleiner Teil ist Sanierungsgebiet. Der ganze Bezirk wird in einigen Jahren seine Ursprünglichkeit verloren haben. Unsere große Befürchtung ist, dass daraus ein "Disneyland"-Hutong Gebiet wird. D.h. es wird zum Vorzeigeprojekt für Touristen, aber die Menschen werden dort nicht mehr so leben können, wie sie es gewohnt sind. In einem Hutong-Gebiet darf man einfach nicht unsere Lebensverhältnisse als Grundlage nehmen, für uns mag das Leben in den Hutongs primitiv wirken, aber die Bevölkerung lebt dort freiwillig und sehr gerne. Hier gibt es noch intakte Familienstrukturen mit mehreren Generationen unter einem Dach. Von außen wirken die Torhäuser und Mauern sehr heruntergekommen, aber das entspricht nicht immer den Tatsachen. Teilweise befinden sich hinter diesen Mauern richtige Kleinode.

Die meisten Häuser in den Hutongs haben keine eigene Toilette, diese gibt es dafür an den Kreuzungen zweier Hutongs und auch zwischendurch. Diese Toiletten sind teilweise sauberer, als das was wir in Deutschland als öffentliche Toiletten geboten bekommen. Gut, gerade in den Hutong-Toiletten gibt es nicht immer abgeschlossene Kabinen, wie bei uns, aber sauber sind sie meist. Dreckig werden sie nur dort, wo viele Touristen sind, die nicht immer wissen, wie eine chinesische Toilette zu bedienen ist. Das einzige was man unbedingt wissen muss ist, bringe dein eigenes Toilettenpapier mit, es gibt keins. Dafür ist es absolut unbekannt Geld zu verlangen, das Reinigungspersonal nimmt nichts an. Die einzige Ausnahme besteht in super Touristenzentren, dort wird zum Teil kassiert, aber Gott sei Dank selten.

Wenn die Regierung beschließt einen Bereich abzureißen, werden an die Häuser Abrissverfügungen geklebt und bestimmte Schriftzeichen aufgemalt. Ziehen die Leute nicht bis zu einem definierten Zeitpunkt aus, so helfen Abrisstrupps nach, indem dann schon mal eine Außenwand eingeschlagen wird und somit das Haus unbewohnbar gemacht wird, alternativ werden einfach hohe graue Mauern vor die Häuser gesetzt.

..........Anmerkung aus 2008:
..........In der Zwischenzeit ist ein sehr interessantes Buch zu diesem Thema herausgekommen, es ist bisher nur in Englisch erhältlich.

..........The Last Days of Old Beijing von Michael (Mike) Meyer
..........Life in the Vanishing Backstreets of a City Transformed
..........Verlag: Walker & Company, New York
..........ISBN 10: 0-827-1652-0
..........ISBN 13: 978-0-827-1652-1

..........Dieses Buch ist 2008 erschienen und beschreibt sehr eindringlich den Wandel in der Wohnsituation der Menschen in den Hutongs.
..........Mike Meyer lebte selber jahrelang in einem Hutong in dem von uns besuchten Bezirk.

Das ist China, auch heute im Jahre 2006 ist es immer noch ein kommunistisches Land. Das vergisst man leicht, wenn man die modernen Straßen mit den Glitzerauslagen der internationalen Geschäfte sieht. Der Unterschied zwischen arm und reich ist extrem. Aber die Bevölkerung lebt gerne in diesen kleinen Gassen, es ist auch gut nachzuvollziehen, hier ist der Lärm dieser Riesenstadt plötzlich komplett weg, hier leben Hunde, Vögel und Katzen mit ihren Familien zusammen, hier gibt es alles von der Ur-Oma bis zum Kleinkind, hier gibt es Nachbarn mit denen man auf der Straße ein Schwätzchen halten kann. Mit dem Beijing, was die meisten Touristen kennen lernen, hat das absolut nichts zu tun.

Wir haben auf unserer Reise die verschiedensten "Klassen" von Hutongs gesehen, diese hier stehen in der Qualitätsskala ziemlich weit unten, trotzdem ist es schade wenn sie verloren gehen. Die Olympiade 2008 in Beijing wird der Stadt einen heftigen Modernisierungsschub geben, aber es ist nicht alles gut was jetzt gemacht wird. Es stimmt einen schon traurig, wenn man sieht wie diese traditionelle Wohnform mehr oder weniger verschwindet.

..........Bis Liang Shi Dian, dort links nach Norden, bis Daqijia Hutong (7. Gasse), auf der linken Ecke ist seit 400 Jahren ein altes Saucen-
..........und Sauergemüse Geschäft

Gibt es nicht mehr.

..........Eine Gasse weiter bis Dazhalan Jie, die links rein, Fußgängerstraße, Traditionsgeschäfte
..........Nr. 5 Ruifuxiang Choubu Dian (Seiden- und Baumwollgeschäft) Neobarocke, geschwungene Fassade, 1893 gegründet, heute Fabrikladen,
..........handeln auf 30-50% des Preises
..........Nr. 24 Tongrentang Apotheke, gegründet 1669 (Haus mit roten Säulen)
..........Nr. 34 Nei lian sheng Schuhgeschäft, 1853 gegründet

Auf der Dazhalan herrscht eine infernalische Lautstärke. Jeder Laden hat sein "Hello-Hello" Personal vor dem Laden postiert. Man wird formlich angeschrien hinein zu kommen, wagt man es auch nur mal einen kleinen Blick in die Auslagen zu werfen, versuchen sie einen schon abzuschleppen. Hier werden viele Touristen durchgeführt, also kein Wunder. Die Preise sind, wie überall wo viele Fremde sind, unverschämt hoch, das gleiche bekommt man wo anders zu einem Bruchteil des Geldes.

Wir müssen leider zugeben, dass wir auch in einem Laden schamlos übers Ohr geschlagen wurden. Das Teil bekamen wir einige Tage später zu einem Viertel des Preises angeboten. Und wenn der Startpreis niedriger ist, so ist der wahre Preis der Ware ein Bruchteil davon. Man soll eben nicht einkaufen, wenn man noch Jet-Lag hat.

..........Die Straße weiter gehen, bis eine kleine Straße schräg
..........weggeht, zur Yanschou Jie, diese rechts nach Nord gehen,
..........bis links die Liulichang Dong Jie kommt. Dort sind diverse
.........."Antiquitätenläden".
..........Nr. 106 Songyunge, Antiquariat, gegründet 1903
..........Nr. 115 Zhongguo Shudian, Buchladen


Die Liulichang ist mit Antiquitätenläden gepflastert. Teilweise hübsch anzusehen, der VISA-Card Aufkleber befindet sich auch an jeder Ladentür, sodass man keine Probleme bekommt, sollte man nicht genug Bargeld dabei haben.

..........Weitergehen, über die Nan Xinhua Jie, leicht nach rechts
..........versetzt, ist die Liulichangxi Jie
..........Nr. 36 Fushan Huacai, Musikinstrumente
..........Nr. 19 Rongbao Zhai, Tinte, Papier, Kalligrafie
..........Nr. 18 Cathay Bookshop, Bücher, Tintensteine, Pinsel,
..........Bilderrahmen


Dieser Teil der Straße ist wirklich noch ursprünglich und somit sehr viel schöner, hier gibt es Bäume und nette, wirklich alte Geschäfte.

..........Zurück zur Nan Xinhua Jie, die links rauf nach Norden, bis auf
..........der rechten Seite die Qian men xi heyan Jie kommt.

Hier haben wir dann unsere Tour abgebrochen und uns um 16:45 vor Quanjude (Hepingmen) ein Taxi zum Hotel genommen.

 
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